Als ich mich 2012 als Grafiker, Fotograf und Musiker in die Selbstständigkeit wagte, war es Teil meines (Überlebens-)konzeptes, mein Auskommen auf möglichst viele Einkommens-Säulen zu stützen. Mir war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, was funktionieren könnte und würde also galt für mich: No matter. Try again. Fail again. Fail better. Die Idee meine Fotos auch bei Microstock-Agenturen anzubieten, entstand nicht unbedingt aus dem Gedanken damit viel Geld zu verdienen, sondern vielmehr aus der Unzufriedenheit über Gigabytes von Fotomaterial, das nach einmaliger oder keinmaliger Verwendung die letzte Ruhestätte auf meinen Festplatten fand. 

Also begann ich mir im Netz ein paar Microstock-Agenturen zu suchen, unsicher ob die Qualität meiner Bilder dafür überhaupt reichen würde, und nach erfolgreicher Aufnahme als Distributor (meist muss man dazu 5-10 Testbilder einsenden, die dann von der Bildredaktion bewertet werden) ging ich daran erste Fotos mit Stichworten zu versehen und hochzuladen. Es gibt im Netz reichlich Erfahrungsberichte über die Arbeit mit Stockfotografie und eines wird einem sowohl beim Einlesen, als auch beim Einarbeiten sofort klar: Das Aufwand- (Kosten-)/Nutzen-Verhältnis ist miserabel.

Micro-What?!?

Im Prinzip funktioniert die Sache so: Die Stock-Agentur stellt die Infrastruktur und Reichweite, der Fotograf stellt die Bilder, seine Kreativität und hat eine Menge Arbeit mit dem Verschlagworten und Einspielen der Bilder ins System. (Der Upload-Prozess ist je nach Agentur unterschiedlich aufwändig. Das macht bei hunderten und tausenden Bildern einen wesentlichen Unterschied!) Und dann werden die Fotos zu einem Spottpreis angeboten, der bewegt sich im Bereich von einigen Cent bist zu einigen Euros, je nach Lizenz die verkauft wird. (Diese hängt wiederum von der gewünschten Bildnutzung des Käufers ab). Von diesem Erlös geht dann ein Bruchteil (wieder je nach Agentur) an den Fotografen. Das bedeutet in der Praxis: Will man hier auch etwas bekommen für seine Arbeit, muss man große Mengen verkaufen! Große Mengen bedeuten aber großen Aufwand in der Erstellung und beim Upload. 

Nun, all diese Tatsachen sind kein Geheimnis, man muss wissen worauf man sich bei Microstock-Agenturen als Anbieter einlässt. Meine Idee war nun, dass ich mit der Erstellung der Bilder im Grunde keine Arbeit habe, weil die Fotos ja schon da sind, beziehungsweise weil ich einfach das was bei Aufträgen und Reisen so anfällt, dann auch nach Brauchbarkeit für Agenturen durchforste. Das klingt recht nett, leider bedeutet das in der Praxis aber trotzdem eine Menge Arbeit. Ich habe bald aufgehört die Stunden zu zählen, die ich mit dem Bearbeiten, Verschlagworten und Upload von Bildern verbrachte. An verregneten grauen Tagen mache ich das gern, quasi als Hobby. Wenn man es als Arbeitszeit rechnet, muss man augenblicklich damit aufhören! Es rechnet sich nicht!

Wozu also das ganze?

Warum ich trotz dieser Erkenntnisse nach wie vor Bilder bei Microstock-Agenturen anbiete, ist die Tatsache, dass ich mich über die (zusätzliche) Verwendung meiner Fotos freue. Man muss auch dazu sagen, dass der Erfolg in diesem Bereich sehr stark davon abhängt, was man an Motiven anbietet. Als Reise- und Naturfotograf habe ich leider relativ wenig wirklich Attraktives zu bieten, denn was die Agenturen suchen, sind Fotos vom Menschen! In allen Lebenssituationen. (Die Agenturen bieten laufend Briefings zum Thema „What to shoot“ an. Wer also gezielt entsprechend der Nachfrage fotografieren will, kann das tun) Der Haken daran: Ist ein Mensch erkennbar auf dem Foto abgebildet, braucht man eine Freigabe desjenigen, also einen Vertrag, der dem Fotografen die Bildnutzung erlaubt. Derartiges hat man aber in der Regel nur, wenn man gezielt eine Foto-Session mit Models abhält. Unter meinen Reisefotos gibt es eine Menge netter Schnappschüsse mit Menschen, aber ich kann die Bilder nicht ohne Erlaubnis der Abgebildeten verkaufen, das heißt diese Bilder sind nicht zu gebrauchen, außer man lädt sie nur für redaktionelle Nutzung hoch. Bei journalistischer Verwendung von Fotos gelten diese Regeln mit den Modelverträgen nämlich nicht. Aber auch hier tut sich ein weiteres Problem auf: Immer mehr Microstock-Agenturen bieten gar keine redaktionellen Bilder mehr an. 

 

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